Teil 1 - Historische Entwicklung der Vinzenzgemeinschaften, in der auch die oft unterschätzte Rolle der Frauen beleuchtet wird.
Die Vinzenzgemeinschaften kümmern sich um Menschen in Not, unabhängig ihrer Herkunft oder ihres Religionsbekenntnisses. Die Mitglieder vertreten ein christlich soziales Weltbild. Die Arbeit erfolgt ehrenamtlich, sodass alle zur Verfügung stehenden Mittel ausschließlich den Hilfebedürftigen zugute kommen.
Hl. Vinzenz von Paul - Der Namenspatron der Vinzenzgemeinschaften
Seine Zeit ist geprägt von Hungersnot, Arbeitslosigkeit, Krieg und Armut. Er setzt sich für Kranke, Hungernde, Galeerensklaven, Waisen und Aussätzige ein. Die wichtigste Frau an seiner Seite ist Louise de Marillac, die Gründerin der „Barmherzigen Schwestern“. Durch umfangreiche Ausbildungen und Schulungen von Priestern wird er zu einer führenden Persönlichkeit der Kirche Frankreichs.
Vinzenz v. Paul galt als „Apostel der Nächstenliebe“.
Sein Leitsatz war: „Armendienst ist Gottesdienst“.
1734 wurde Vinzenz in Rom heiliggesprochen.
Hl. Luise de Marillac - Die starke Frau an der Seite von Vinzenz von Paul
Luise de Marillac war adeliger Herkunft und gründet 1633 mit Vinzenz von Paul die „Töchter der christlichen Liebe“, die ersten „Barmherzigen Schwestern“, die heute auch Vinzentinerinnen genannt werden. Die weiblichen Mitglieder betreuen Findelkinder, kranke Menschen und Strafgefangene und richten Suppenküchen ein. Durch ihre adelige Herkunft und ihr Netzwerk konnte Luise de Marillac die gemeinsame Arbeit mit Vinzenz von Paul mit erheblichen Finanzmitteln versorgen.
Die Kongregation der Töchter der christlichen Liebe wuchs zu einer der weltweit größten Ordensgemeinschaften und sie gehören mit den Lazaristen zur großen vinzentinischen Familie.
Luise von Marillac wurde 1934 heiliggesprochen und 1960 zur Patronin aller in der Sozialarbeit tätigen Menschen erklärt.
Sg. Frederic Ozanam - Der Gründer der Vinzenzgemeinschaften
Er wirkt als Professor für Philosophie und Rechtswissenschaft an der UNI Sorbonne, Paris. Nach Frederics Ansicht hat Glaube ohne Nächstenliebe überhaupt keinen Sinn. Sein Vorbild ist Vinzenz von Paul, den er als Patron der Caritas-Konferenz wählt, die Frederic mit gleich-gesinnten Studenten 1833 gründet. Aus dieser Eirichtung entstanden die "Vinzenzgemeinschaften".
Sein Leitsatz: „Unsere Aufgabe ist es, aktiv zu dienen“. Sein Credo: „Keine Gesellschaft kann Elend als Schicksal akzeptieren, ohne dass sie in ihrer Ehre getroffen wird. Baut daher Gesellschaften auf, in denen es mehr Brüderlichkeit gibt und die Geringsten und die Ärmsten in ihrer Menschenwürde anerkannt werden.“
1997 wurde Frederic Ozanam in Paris selig gesprochen.
Sg. Rosalie Rendu - Die „Bildungsbeauftragte“ von Frederic Ozanam
Mit 16 Jahren tritt Rosalie Rendu der „Gemeinschaft der Vinzentinerinnen“ bei. Sie zeichnet sich durch Mut, Tüchtigkeit und einer natürlichen Gabe für den Umgang mit Menschen jedes Standes aus, gründet eine Schule, eine Volksspeisung, ein Waisenhaus, ein Erholungsheim, ein Lazarett und dient den Armen, "ihren Meistern", 50 Jahre lang. Sie lehrt den Studenten der Sorbonne und jungen Vinzentinern den wertschätzenden Umgang mit Menschen in Not, zu helfen ohne Schuld zu hinterfragen oder zu verurteilen und hilft bei der Gründung von neuen Gemeinschaften.
2003 wurde Rosalie Rendu selig gesprochen.
Die Vinzenzgemeinschaften – die größte ehrenamtliche Laienorganisation der Welt
Die reichen Familien aus der ganzen Welt schickten ihre Söhne (Mädchen durften noch nicht studieren) nach Paris. Die Studienabsolventen trugen den vinzentinischen Gedanken in ihre Heimatländer und gründeten dort Vinzenzgemeinschaften.
Deshalb sind die Vinzenzgemeinschaften heute mit über 60 000 Gemeinschaften in 155 Ländern und rund 1,3 Mio Mitglieder die größte ehrenamtliche Laienorganisation der Welt. Bis in die 1970er Jahre waren die Vinzenz-Konferenzen römisch-katholische Männervereine. Heute steht die Gemeinschaft allen Geschlechtern offen.
Die erste Vinzenzgemeinschaft in Österreich wurde 1849 in St. Jakob in Innsbruck gegründet. Die vinzentinische Bewegung wird heuer somit 175 Jahre alt.
Teil 2: Die Vinzenzgemeinschaften in Österreich (folgt)
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